Der vielseitige Regisseur Nikolaus Habjan, in erster Linie als Puppenspieler bekannt, hat sich Gotthold Ephraim Lessings Aufklärungsstück "Nathan der Weise" vorgenommen und im Volkstheater inszeniert. Da die Auftraggeber Habjan mitsamt seiner Puppen "gebucht" hatten, er jedoch diese Art der Umsetzung nach intensiver Beschäftigung mit dem Stück nicht mehr wollte, griff er zu einem Trick: Der Jude Nathan bekam ein Alter Ego (eine Puppe), mit dem er hadernd in Zwiesprache treten und seine Gedanken darstellen kann. Günter Franzmeier als Nathan finde ich übrigens ausgezeichnet. Im Stück geht es ja um Toleranz zwischen den drei großen Religionen Christentum, Judentum und Islam, das in der berühmten Ringparabel die Quintessenz zusammenfasst: Alle Religionen sind gleich viel wert. Ein hochaktuelles Thema, das durch Bühnenbild und Kostüme in die Gegenwart versetzt wird. Gerade das Bühnenbild, eine Drehbühne mit rauchenden Ruinen, hätte für meinen Geschmack reduzierter sein können. Nathan (Günter Franzmeier, l. )
Client: Volkstheater, Wien Nathan der Weise von Gotthold Ephraim Lessing. Spielzeit 2016/2017. Ein Spiel für Schauspieler/innen und Puppen Regie: Nikolaus Habjan Puppenbau: Nikolaus Habjan, Brigitte Kopriva, Marianne Meinl Bühne: Jakob Brossmann, Denise Heschl Kostüme: Denise Heschl Licht: Paul Grilj Dramaturgie: Heike Müller-Merten mit Gábor Biedermann (Sultan Saladin), Günter Franzmeier (Nathan, ein reicher Jude in Jerusalem), Katharina Klar (Recha, dessen angenommene Tochter), Steffi Krautz (Sittah, dessen Schwester), Christoph Rothenbuchner (Ein junger Tempelherr), Claudia Sabitzer (Daja, Gesellschafterin der Recha), Stefan Suske (Ein Klosterbruder) weitere Projekte:
Melden Sie sich jetzt an, um vergünstigte Tickets für ausgewählte Veranstaltungen mit der Krone-BonusCard zu erhalten. von Gotthold Ephraim Lessing Regie und Puppenbau Nikolaus Habjan Ein Spiel für Schauspieler/innen und Puppen Veranstaltung abgelaufen Info Eine Atempause lang leben die Muslime und Christen von Jerusalem im Waffenstillstand. Aber das Haus des Juden brennt wieder einmal. Nathan, für den kein Platz im politischen System des regierenden Sultans ist, muss Geld mitbringen, um akzeptiert zu sein. Kaum hat er mit der Ringparabel seinen Kopf aus der Schlinge Saladins gezogen, sieht er seine Rolle als Vater gefährdet. Ein junger Tempelherr, der Nathans Tochter Recha aus den Flammen des brennenden Hauses errettete, verliebt sich in das jüdische Mädchen und setzt alle Mittel ein, um es zu gewinnen. Der zum religiösen Fanatiker erzogene Krieger lässt sich von einem Juden nicht abweisen. Schon gar nicht, wenn es stimmt, was dem Tempelherren zu Ohren kommt: dass Nathan gar nicht Rechas Vater sei.
Bitte deaktivieren Sie sämtliche Hard- und Software-Komponenten, die in der Lage sind Teile unserer Website zu blockieren. Z. B. Browser-AddOns wie Adblocker oder auch netzwerktechnische Filter. Sie haben ein PUR-Abo?
Die Schauplätze wechseln so auf engem Raum zwar rasch, keiner der Spielorte bewirkt jedoch einen markanten Stimmungswechsel. Es staubt auch in der heruntergekommenen Behausung des reichen Mannes. Der Sultan residiert mit seiner Schwester Sittah (Steffi Krautz) inmitten löchriger Wände, Löcher hat auch die zentrale stilisierte Treppe und der Tempelherr fühlt sich offenbar am ehesten auf einem wackeligen Baugerüst zuhause. Im starken Kontrast dazu stehen der Großteil der Kostüme (ebenfalls Heschl) und vor allem die Sprache, der das Publikum auch mit englischen sowie erstmals am Volkstheater auch mit arabischen Übertiteln folgen kann. Das Ensemble und Habjan lassen Lessings Text das erzählen, was er seit Jahrhunderten treffsicher kann - nämlich verlässlich darauf hinweisen, dass sich das Trennende schnell in Verbindendes verwandeln könnte. In der momentanen gesellschaftlichen Situation, in der vor allem dem Trennenden viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, gibt Habjan dem Geschehen vor allem durch die Gestaltung des Settings eine aktuelle Note.
Ascheregen, verkohlte Leichen und Ruinen - in einer postapokalyptischen Umgebung lässt Regisseur Nikolaus Habjan im Wiener Volkstheater Nathan, den Weisen, nach der Menschlichkeit suchen. Trotz aller Düsterkeit ging bei der Premiere am Freitag das Plädoyer für Toleranz in Gotthold Ephraim Lessings Text aus dem Jahr 1779 nicht ganz unter, aufklärerische Aufbruchstimmung sieht aber ganz anders aus. SN/APA/ROBERT JAEGER Günther Franzmeier gibt den Nathan. Der Dritte Kreuzzug hat in Habjans dritter Regiearbeit am Volkstheater von Jerusalem nichts Ansehnliches übrig gelassen. Auch das Haus des reichen jüdischen Kaufmanns Nathan (Günter Franzmeier) stand in Flammen - nicht zum ersten Mal. Die Rettung seiner Tochter Recha (Katharina Klar) hat er ausgerechnet einem jungen christlichen Tempelherrn (Christoph Rothenbuchner) zu verdanken, der wiederum sein Überleben einer sentimentalen Regung des in Jerusalem herrschenden muslimischen Sultans Saladin (Gabor Biedermann) verdankt. Habjan setzt den bekannten Ausgangspunkt des klassischen Theaterstoffs um das gemeinsame Aufbrechen aus religiös-weltanschaulichen Zwängen auf eine drehbare Bühne (Denise Heschl und Jakob Brossmann).