Sie ging ein letztes Mal in ihr Zimmer, um sich zu verabschieden. Vier oder fünf Tote hat sie schon gesehen, sie habe es nicht so schlimm gefunden. Sophia räumt die letzten Tabletts in den Essenswagen zurück. Sie schiebt ihn durch den Flur, vorbei an einem Baum mit vielen Ästen und über hundert grünen Blättern aus Papier - der "Lebensbaum". Auf den Blättern stehen die Namen und Todestage der Patienten, die seit vergangenem November gestorben sind. Es sei ein komisches Gefühl zu wissen, dass schon so viele Menschen in diesem Haus gestorben sind, sagt Sophia. Aber beängstigend findet sie es nicht. "Ich kann es nicht beschreiben. " Mitte November lädt das Hospiz zu einem Gedenkgottesdienst ein, bei dem die Namen all derer vorgelesen werden, die inzwischen gestorben sind. Danach können die Angehörigen die Blätter mit den Namen ihrer Lieben mit nach Hause nehmen. Inge Kaiser weiß, dass sie bald auch auf einem Blatt stehen wird. Arbeit im Hospiz: Wie wird Sterbenden geholfen? | WEB.DE. Und sie sagt: "Ich will keine lebensrettenden Maßnahmen, ich wünsche mir einfach, menschlich behandelt zu werden. "
Manche wollen auch bloß erzählen. Oder wenn es ihnen sehr schlecht geht, da setze ich mich auch mal bloß an's Bett und halte die Hand, streichle sie oder bin einfach da. Ich spreche leise mit ihnen, wenn sie dann in einem Zustand sind, in dem sie das vielleicht noch mitbekommen, aber eben nicht mehr antworten können. Hat sich für Sie etwas geändert durch das Ehrenamt? Ja, auf jeden Fall. Man nimmt das Leben schon ganz anders wahr, weil man ja auch jeden Freitag da rausgeht und sagt: Nutze deine Zeit, du bist noch gesund, du kannst jetzt noch 1000 Sachen machen. Und man nimmt auch manches nicht mehr so richtig ernst. Hospizarbeit: Haltung der Mitarbeiter in einem Hospiz. Gerade bei den kleinen Dingen, über die man sich ja manchmal aufregt, kommt dann irgendwo der Punkt, an dem ich mir sage, also komm, das ist eigentlich nicht das Entscheidende. Können Sie uns noch eine kleine Anekdote erzählen? Es gibt ein paar Sachen, bei denen man hinterher immer mal wieder an die Patienten denken muss. Zum Beispiel hatte ich eine Patientin, die mir erklärt hat, aufgrund ihrer Behinderung und ihrer Krankheit müssten bestimmte Sachen speziell für sie vorbereitet werden.
Ist ein Mensch im Hospiz Luise gestorben, wird eine Kerze in der kleinen Kapelle angezündet. Sie ist auch vom Flur aus für alle sichtbar. Die Verstorbenen werden vom Pflegepersonal ein letztes Mal gepflegt, eventuell gewaschen, besonders gekleidet, würdig zurückgelassen. Ein Bestattungsinstitut holt sie ab. Sie werden in einen Sarg gelegt und so verlassen sie das Hospiz. Der Tod eines Menschen ist und bleibt immer etwas Besonderes. Arbeit im hospiz erfahrungen mit. Auch für jemanden, der Jahre mit dieser Thematik vertraut ist, speziell ausgebildet und eine professionelle Herangehensweise zeigt. Es gibt Wochen in denen niemand verstirbt, und es gibt zwölf Stunden, in denen drei Menschen ihre Körper verlassen. Sterbende, die Angst haben oder auch aggressiv werden. Patienten, die keinen Ansprechpartner finden oder vergebens auf eine bestimmte Person warten. Angehörige, die ihre Trauer nach Außen tragen. Dies kann die eigenen Gefühle stark belasten. Damit umzugehen ist Teil der Hospizarbeit. Die Patientin, die heute verstorben ist, hat keine Angehörigen, die sie verabschiedet haben.